Wiedergründung 1943 und neuer Aufschwung
Wiedergründung noch zu Kriegszeiten
Während die meisten Feuerwehren Südtirols erst nach dem endgültigem Sturz des Faschismus und der Besetzung Südtirols durch die Deutsche Wehrmacht im September 1943 oder vielfach gar erst nach Kriegsende 1945 sich wieder als „Freiwillige Feuerwehr“ konstituierten, hat man in Oberolang gar nicht so lange gewartet: bereits im Jänner 1943 wurde auf einer Vollversammlung beim Tolderwirt die Wiedererrichtung der Feuerwehr beschlossen, und am 28.02.1943 wurde ein 9 Jahre lang umsonst gehegter Wunsch Wirklichkeit: 48 Männer trafen sich beim Spritzenhaus und ließen sich las Mitglieder einschreiben. Man wählte einen Ausschuss, der aus folgenden Leuten bestand:
Peter Preindl |
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Obmann |
Alois Mayr |
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Obmannstellvertreter |
Kassian Monthaler |
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Wasserwärter |
Josef Ladstätter |
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Steigerleutnant |
Erwin Niedermair |
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Spritzenkommandant |
Richard Prugger |
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Schriftführer und Kassier |
Josef Messner |
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Hornist |
Der Verein konnte zwar nur inoffiziell existieren, aber die Gemeinde ließ ihn diesmal wider Erwarten in Ruhe. Man ging sofort mit voller Tatkraft an die Arbeit: Thomas Niedermair reparierte die durch den langen Stillstand nicht mehr ganz einsatzfähige große Spritze, und gleich wurde mit den Übungen begonnen. Da die Quellfassung der Dorfwasserleitung ziemlich verfallen war, kümmerte sich der neue Obmann sofort darum, dass hier Abhilfe geschaffen wurde. Mit Hilfe der Fraktionsverwaltung wurde eine provisorische Zuleitung aus Holzrinnen vom „Hölzer-Weiher“ her und aus dem Brunstbache selbst errichtet, um die für Löschzwecke notwendige Wassermenge zu sichern.
Bereits im April mussten 6 Wehrmänner in den Krieg ziehen, viele weitere folgten bis Anfang 1944, sodass wenig mehr als 20 übrigblieben. Trotzdem fuhr man auch bis zum Kriegsende noch mit den Übungen fort, besonders als im Herbst 1943 das Feuerwehrwesen durch die deutsche Besatzung wieder aktiviert wurde und auf Betrieben des Gauleiters Hofer wieder eine Annäherung an Nordtirol erfolgte. Bereits Ende 1945 klappte es in der Feuerwehr wieder so gut, dass es „von jedem lobenswerter Weise anerkannt“ wurde, wie der Schriftführer Richard Prugger voller Zufriedenheit vermerkte. Der Krieg war zu Ende, die Kriegsheimkehrer traten vielfach dem Verein wieder bei, und es waren schon wieder über 40 Mitglieder beisammen; Josef Messner, Stuber hatte allerdings am 13.03.1945 bei der Bombardierung von Percha den Tod gefunden. Der 2.Weltkrieg hat der Oberolanger Wehr weitere 4 Männer in der Blüte ihrer Jahre entrissen: Josef Zingerle – Gostnersohn, Edmund und Peter Preindl – Siebentersöhne und Franz Monthaler – Bäckersohn.
Die Dorfwasserquelle wurde am 17./18.07.1945 durch den wegen eines Wolkenbruchs angeschwollenen Brunstbach ebenso zerstört wie die beiden Brücken im Ort, und es musste schnell an eine Wiederherstellung derselben gegangen werden.
Zu erwähnen ist zu dieser Zeit auch der Bezirksobmann Dr. Hans Ghedina aus Bruneck, der bei der Beschaffung der ersten Motorspritze unserer Wehr, am 26.09.1946, von großer Hilfe war. Dr. Ghedina war auch in anderen Belangen stets eine große Stütze für den Kommandanten Peter Preindl, der in diesen Jahren viel Aufbauarbeit leisten musste, sehr viele Übungen abhielt, seine Leute eingehend ausbildete und stets ein offenes Auge für alles Neue hatte. Bereits 1948 wurde der erste Wehrmann zu einem Fortbildungskurs geschickt: Erwin Niedermair besuchte bei der Bozner Berufsfeuerwehr einen Maschinistenlehrgang.
Die frühe Tatkraft lebt wieder auf
Das Vereinsleben nahm gegen die 50-er Jahre hin einen regen Aufschwung, und bereits 1950 ehrte der Verein den Obmann Peter Preindl für seine unermüdliche Tätigkeit und seine tüchtige, umsichtige Leitung durch Überreichung eines Diploms.
Der Einsatz der neuen Motorspritze, die 26.09.1946 in Dienst gestellt wurde, hat sich bei Bränden in jener Zeit vielfach bewährt. Allerdings war das Schlauchmaterial dam großen Druck oft nicht gewachsen, wie sich unter anderem beim Brand des Sannerhofes in Mitterolang am Goldenen Sonntag (19. Dezember) des Jahres 1948 zeigte, als es einen Schlauch zerriss und dadurch für eine wichtige Zeitspanne das aus dem Brunstbache herbeigepumpte Löschwasser ausblieb. Es wurden zwar immer wieder neue Schläuche gekauft, aber die Qualität in der ersten Nachkriegszeit hergestellten Ware, war eben nicht die beste.
Als Feuerwehrmagazin hatte von Anfang an ein an das alte Schulhaus angebauter Schuppen gedient, für die zwei Spritzen und das wenige Gerät hat es immer ausgereicht, auch noch als 1946 die erste Motorpumpe dazukam. 1951 aber wurde das Schulhaus abgerissen, und so musste auch für das Gerätehaus eine neue Lösung gefunden werden. Hinter dem Schulhaus stand von alters her ein kleines Futterhaus; zur Schule gehörte nämlich auch etwas Feld, dessen Bewirtschaftung man früher dem jeweiligen Schullehrer überließ – der Lehrer Hans Kofler, Feuerwehr-Schriftführer bis 1921, hatte im Schul-Futterhäusl noch eine Kuh und ein paar Ziegen gehalten. Seit dem Tode aber waren Stadel und Stall nicht mehr recht genützt, und so hat die Feuerwehr an dieser Stelle ein kleines Feuerwehrmagazin erbaut. Bis es fertig war, stellte für die kleinen Geräte der Obmann Peter Preindl in seinem eigenen Wohnhaus einen Raum zu Verfügung, die Spritzen brachte man in der alten „Badstube“ (Brechelhütte) neben dem alten Schießstand in der „Aue“ unter. 1956 wurde ein hölzerner Schlauchturm dazugebaut.
Landesweite Aufwärtsbewegung
Der weitere Verlauf der 50-er Jahre ist gekennzeichnet durch eine stetige Aufwärtsentwicklung, sei es im internen Vereinsleben wie auch in der Entwicklung des Feuerwehrwesens in Südtirol überhaupt. Das Feuerwehrgesetz von 1954, mit dem erreicht wurde dass die Freiwilligen Feuerwehren des Landes nicht in die direkte Kompetenz und Kontrolle des Innenministeriums fallen (wodurch auch in Südtirol ein Zivildienst nach nationalem Muster mit der Errichtung von Berufsfeuerwehren entstanden wäre, was das Ende der Freiwilligkeit und Eigenständigkeit unserer Feuerwehren gebracht hätte), brachte eine wichtige Beruhigung und Sicherheit und unterstellte das Feuerwehrwesen der Region, die fortan auch die Finanzierung der Feuerwehren übernahm, bis die ganze Kompetenz durch das neue Feuerwehrgesetz 1979 an die Landesverwaltung von Südtirol überging.
1955 wurden auch Bezirksverbände wieder errichtet. Bei der Gründungsversammlung des Bezirks Oberpustertal am 07.08.1955 in Welsberg wurde der hiesige Kommandant Peter Preindl in den Bezirksausschuss gewählt, in dem er bis 1970 verblieb. Seither veranstaltet der Bezirksverband jedes Jahr eine Bezirkstagung, was für die einzelnen Vereine eine sehr wichtige Einrichtung ist.
Bezirksausschuß 1955, Peter Preindl: hinten - 2. von rechts
1958 kam man in der Gemeinde Olang durch die Wiedergründung der Geiselsberger Wehr auf 4 Feuerwehren (Feuerwehr Mitterolang war 1924 gegründet worden). Das Leben der Feuerwehren veränderte sich von den 50-er Jahren an immer rapider: es kamen immer mehr technische Geräte auf den Markt, und durch die Beiträge, die die Region und bald auch die Landesverwaltung sowie die Gemeinde und die Faktion nunmehr gewähren konnten, konnten sich viele Feuerwehren mit immer mehr Fahrzeugen und Gerätschaften eindecken. Es wurde auch angefangen, Leute zur Ausbildung zu schicken, und zwar in die Feuerwehrschule Innsbruck, an der bis 1996 viele Oberolanger Wehrmänner die verschiedensten Kurse besucht haben (Grundlehrgänge, Atemschutz-, Gruppenkommandanten- und Kommandanten-, Funk- und Ölwehrlehrgänge, Maschinistenkurse usw.).
Die ersten Wettbewerbe fanden 1956 in Welsberg statt, auf diesem Gebiet hat sich besonders der leider allzu früh verstorbene Bezirksinspektor Edi Hell große Verdienste erworben. An diesem Wettbewerb – und seither in Laufe der Jahre an vielen weiteren – hat sich auch die Oberolanger Wehr beteiligt, und sie hat meist gute bis sehr gute Erfolge erzielt, was natürlich ein sichtbaren Zeichen der umfangreichen Aufbau- und Übungstätigkeit ist, die in all den Jahren entfaltet wurde.
Am 08.10.1959 wurden die von der Firma Montecatini (als Ersatz für den zum Stausee hin abgeleiteten Brunstbach) errichteten Wasserentnahmeschächte kollaudiert, welche in der folgenden Zeit eine große Rolle spielten und zum Teil bis vor wenigen Jahren (bis zur Neuregelung der Restwassermenge in Bächen) für die Feuerwehr sehr wichtig waren.
Eine besondere Erwähnung verdient – leider- das Jahr 1959. Drei Wehrmännern verweigerte der Staat die Gewährung der italienischen Staatsbürgerschaft – auf die näheren Umstände kann hier nicht eingegangen werden -, und auf behördliche Anordnung mussten sie offiziell aus dem Amte scheiden. Es waren dies: Wilhelm Monthaler, Max Prugger, der sich in der Zeit des Faschismus immer wieder tatkräftig für den Weiterbestand der Feuerwehr eingesetzt hatte, und leider auch der amtierende Kommandant Peter Preindl. Es war wahrlich ein schwerer Verlust für den Verein; der damalige Chronist Richard Prugger sah sich zu einem verbitterten Kommentar zu diesem politischen Einbruch ins Vereinsgeschehen veranlasst.
Peter Preindl war bereits 1924 in die Feuerwehr eingetreten, von 1931 bis zur Auflösung 1934 war er Schriftführer gewesen. Er war einer derer gewesen, die bereits im Jänner 1943 die Wiedergründung betrieben hatten und war auch damals gleich einstimmig zum Kommandanten gewählt worden. Dieses Amt versah er mit Hingabe und Tüchtigkeit eben bis zum erwähnten Ausschluss. Was war zu tun? Es bleib nichts übrig, als dass man ihn ersuchte, halt inoffiziell bei allen Gelegenheiten wie Übungen und Ausrückungen dabeizubleiben, obwohl er nicht mehr Kommandant sein konnte. Und so ist es für die ganze folgende Zeit auch geschehen; im Bezirksausschuss konnte er wenigstens verbleiben. 1970 hat man ihn zum Ehrenkommandanten ernannt, und bis heute bleibt er allen ein Vorbild.
Peter Preindl wird 1970 zum Ehrenkommandanten ernannt
Auch andere Ausschussmitglieder haben ihr Amt lange versehen. Es wäre wohl schwierig all die Namen jener Leute aufzuzählen, die sich durch langjährigen, ebenso tatkräftigen wie meist stillen und bescheidnen Einsatz größte Verdienste für die Mitmenschen erworben haben.
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