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Die Gründung der Feuerwehr
Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts hat in Olang das Feuerlöschwesen wie in den meisten Orten Tirols funktioniert, wo mehr oder weniger alte Gemeinde- Feuerlöschordnungen der gesamten Bürgerschaft die Mithilfe bei der Eindämmung und Bekämpfung von Bränden vorschrieben. Bis zu dieser Zeit war es also Pflicht der ganzen Dorfgemeinschaft, einschließlich Frauen und Kindern (die zum Weiterreichen der Wasserkübel benötigt wurden), in Brandfällen helfend mit anzupacken, wobei die Obrigkeit meist jedem sogar sehr genau vorgeschriebene Aufgaben zuteilte. Auf diese Weise stellte man sich also ein planmäßiges und gut durchdachtes Vorgehen vor, was allerdings auf dem Papier recht schön aussah, in der Wirklichkeit dann jedoch meist nicht so recht klappen wollte. Es fehlte in diesen Fällen ja die Hauptvoraussetzung: die regelmäßigen Übungen, das praktische Einüben des Hand in Hand gehenden Einsatzes vieler Menschen. Das tatsächliche Vorgehen der zwar zahlreichen, aber gänzlich unvorbereiteten, ungeschulten Rettungs- und Löschmannschaften dürfte meist wohl recht chaotisch -mit viel Geschrei und wenig Verstand– verlaufen sein, wie man aus alten Berichten entnehmen kann.
Nun waren aber bereits gegen 1850 in vielen deutschen Städten Freiwillige Feuerwehren entstanden, und diese Entwicklung weitete sich in den folgenden Jahrzehnten immer mehr aus, bis auch in Tirol 1856 eine erste Freiwillige Feuerwehr in Innsbruck gegründet wurde. Als die Wiener Regierung im Jahre 1860 für Österreich das Verbot der Bildung von Vereinen aufhob, begann auch in Tirol eine Zeit vieler Vereinsgründungen. Auch im Feuerlöschwesen setzte sich allmählich ein Umdenken durch, wenn auch anfänglich etwas zaghaft, galt es doch, die alten, starren obrigkeitlichen Ordnungen durch modernere Organisationsformen zu ersetzen.
So entstanden im Pustertal Freiwillige Feuerwehren, unter anderen 1864 in Bruneck, 1875 in Niederdorf, 1876 in Welsberg, 1888 in Antholz-Niedertal. 1872 wurde ein eigener Landesverband für Deutschtirol gegründet, im Pustertal entstand 1887 der Bezirksfeuerwehrverband.
Dies waren also die Zeitumstände, unter denen es auch in Olang noch in der K.u.K.-Zeit des alten Österreich schließlich zur Gründung von Freiwilligen Feuerwehren kam, und zwar fast gleichzeitig in Nieder- und Oberolang.
Wie aus dem, vom ersten Schriftführer - dem Lehrer Hans Kofler, verfassten Gründungsprotokolls hervorgeht, trafen sich am 13. März 1892 im Schulzimmer zu Oberolang 74 Bürger von Oberolang, „welche durch ihre eigenständige Unterschrift erklären, das sie der Freiwilligen Feuerwehr von Oberolang beitreten wollen“. Die erste Ausschusswahl brachte folgendes Ergebnis:
Peter Taferner |
Feuerwehrhauptmann |
Michael Preindl, Untergasser |
Hauptmann-Stellvertreter |
Hans Kofler, Lehrer |
Schriftführer |
Anton Beikircher, Krämer |
Kassier |
Josef Sapelza |
Zeugwart |
Hier der damalige Bericht aus dem „Pustertaler Boten“, der in der Ausgabe vom 18.03.1892 erschienen (der „23.“ März in der ersten Textzeile ist ein Druckfehler, es handelt sich um Sonntag, den 13. März):
Zeitungsbericht anlässlich der Gründung
Mitgliedskarte von 1892
Die Feuertaufe erhielt die Wehr beim Brand des Anwesens von Wagnermeister Untergasser in Percha am 23. September desselben Jahres, sie hat sich dabei „wacker gehalten“, berichtete der „Pustertaler Bote“ am 30.09.1892.
Die Gründungsstatuten liegen heute leider nicht mehr vor, dürften sich aber von denen der bereits bestehenden Wehren des Bezirkes kaum unterschieden haben, da sie bei der Gründungsversammlung bereits vorlagen. Die Begeisterung, von der bei der Gründungsversammlung die Rede ist, scheint auch angehalten zu haben. Sie war in der ersten Zeit auch sehr nötig; denn der neugegründete Verein hatte, wie leicht zu verstehen ist, wohl auch mit Startschwierigkeiten zu kämpfen. Diese waren vielleicht hier nicht so sehr wie in manchen anderen Orten in den Jahrzehnten davor in Zwistigkeiten mit der Gemeinde zu suchen, welche die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr nicht gern gesehen hätte, weil sie ihre eigenen Kompetenzen aus der früheren Feuerlöschordnung nicht aus der Hand hätte geben wollen. Die Schwierigkeiten der Oberolanger Wehr waren vielmehr finanzieller Natur, und diese zu überwinden war eben wirklich jene Begeisterung und jener Gemeinsinn bei den einzelnen Mitgliedern notwendig, ohne die ja ein guten Vereinsleben nie möglich ist. Die Beschaffung der ersten Ausrüstung hat von allen auch persönliche Opfer verlangt, und auf einer außerordentlichen Versammlung am 28.08.1892 hat fast jeder Feuerwehrmann persönlich einen „Beitrag zu den allgemeinen Ausgaben… entweder in bar oder in Museln“ geleistet. 1895 ist noch von einem „Schuldenrest von 129 fl. 77 kr.“ die Rede.
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