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Alarmierung und Alarmierungsablauf
0) Eine Notsituation tritt auf
Unter einer Notsituation versteht man alle Ergeignisse bei denen Menschen, Tiere, Sachwerte oder die Umwelt in Gefahr geraten sind, bzw. wenn für diese eine Gefahr unmittelbar droht. In allen diesen Fällen, auch in Verdachtsfällen, kann und soll die Feuerwehr alarmiert werden. Verlassen Sie sich niemals darauf, dass andere bereits die Feuerwehr alarmiert haben.
Betrachten wir ein einfaches, konkretes Beispiel:
In einer Samstagnacht kommt im Bereich Alte Goste (Stausee Olang) ein PKW mit zwei Insassen ins Schleudern, kommt von der Strasse ab, überschlägt sich und bleibt neben der Fahrbahn liegen. Ein nachfolgender Fahrzeuglenker wird auf den Vorfall aufmerksam und hält sein Fahrzeug an.
1) Anruf bei der Landesnotrufzentrale
Nach Möglichkeit soll immer ein erster Lösch- oder Rettungsversuch durchgeführt werden. Schlägt dieser Versuch fehl, muss sofort die Landesnotrufzentrale unter der Nummer 112 verständigt werden. Dem Anrufenden werden folgende Fragen gestellt:
- Wer ruft an?
- Was ist passiert?
- Wo wird die Feuerwehr gebraucht?
- Wie ist die Lage?
Um keine Zeit zu verlieren, sollen diese Fragen möglichst genau beantwortet werden. Der Anrufende soll nach dem Anruf sein Telefon für event. Rückfragen empfangsbereit halten, an der Einsatzstelle auf die Einsatzkräfte warten und diese gegebenenfalls einweisen.
In unserem Beispiel:
Der Fahrzeuglenker steigt aus seinem Fahrzeug aus, zieht sich die vorgeschriebene Leuchtweste an und stellt eventuell ein Verkehrsdreieck auf. Dann geht er zum verunfallten PKW hin und spricht die Insassen an: eine Person gibt Antwort. Er sieht auf den ersten Blick einen leicht Verletzten und zählt zwei Insassen. Die Tür lässt sich gerade noch öffnen und die Fahrgastzelle ist weitgehend intakt. Er hilft den Insassen das Fahrzeug zu verlassen und nimmt anschließend sofort sein Handy zur Hand und ruft die Tel.Nr. 112 an. Er beantwortet alle gestellten Fragen. Nach dem Anruf bleibt er bei den verunfallten Personen und betreut diese, soweit als möglich.
2) Ermittlung der betreffenden Einsatzkräfte
Mit dem Anruf bei der Telefonnummer 112 gelangt man in die Südtiroler Landesnotrufzentrale in Bozen. Hier werden landesweit alle Alarmierungen von Polizei, Feuerwehr, Rettung, Bergretttung und Wasserrettung abgewickelt. Einer von mehreren rund um die Uhr anwesenden Disponenten nimmt den Anruf entgegen. Der Disponent stellt die im vorhergehenden Punkt erläuterten Fragen und gibt die erhaltenen Informationen sofort in das rechnergesteuerte Leitstellensystem ein. Dem Disponenten stehen detaillierte elektronische Karten zur Verfügung; er markiert die angegebene Einsatzstelle auf dem Bildschirm und die zuständige Feuerwehr wird automatisch ermittelt. Weiters beurteilt der Disponent die Schilderungen des Anrufers (deshalb sollen möglichst genaue Angaben gemacht werden) und legt auf Grund von einigen Stichworten (PWK-Unfall, eingeklemmte Person) die Alarmstufe fest. Jede Feuerwehr besitzt einen eigenen Alarmplan (siehe weiter unten), der im Leitstellensystem integriert ist. Auf Grund des Alarmplans wird jetzt automatisch die betreffende Feuerwehr und nach Bedarf weitere Einsatzkräfte alarmiert.
Weitere Einsatzkräfte sind zum Beispiel: Notarzt, Weißes Kreuz, Rotes Kreuz, First-Responder, Bergrettung, Wasserrettung, Carabinieri, Straßenpolizei, Strassendienst, Forstdienst usw.
Alarmplan der Freiwilligen Feuerwehr Oberolang
Alle Alarmstufen aufgelistet:
AS |
Beschreibung |
Beispiele |
1 |
Kleinbrand |
Brand von Kaminen, Müllcontainern, PKW,
Böschungen, verdächtige Rauchentwicklung,
Brandmelderalarm
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2 |
Mittelbrand |
Brand von Zimmern, Kellerräumen, mehrere
PKW, LKW, kleine Gebäude oder Gebäudeteile,
Dachstuhlbrand
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3 |
Großbrand |
Brand von Großobjekten, Industriebetrieben,
landwirtschaftlichen Anwesen, Großlager,
große Waldbrände
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4 |
Technische
Hilfeleistung klein |
Leichter Verkehrsunfall, Unwetterschäden, Bäume auf Fahrbahn,
Wasserschaden, Fahrbahnbehinderungen, Fahrbahnverunreinigung,
Türöffnung, Tierettung, Person im Aufzug
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5 |
Technische
Hilfeleistung mittel |
Eingeklemmte Person, Bauunfall, Person im Wasser,
Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person, leichter LKW-Unfall |
6 |
Technische
Hilfeleistung groß |
Massenunfall, Busunglück, Zugunglück,
Flugzeugabsturz, Hauseinsturz, LKW-Unfall |
7 |
Gefahrengutunfall |
Unfälle oder Ereignisse in Verbindung mit Gefahrenstoffen der
Gruppen 1-9 |
8 |
Kommandoruf |
- Sehr kleine Hilfestellungen,
- Hilfestellungen, für die eine Beurteilung vor Ort erforderlich ist
- alle nicht näher definierten Hilfeleistungen
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Alarmierungsablauf der Südtiroler Wasserrettung
Übersichtskarte Wasserrettung
3) Auslösung des Alarms
Nach Ermittlung der zuständigen Einsatzkräfte und der Alarmstufe, bestätigt nun der Disponent in der Landesnotrufzentrale den Alarm am Bildschirm seines Rechners. Der Alarm wird über das Landesfunknetz weitergeleitet und von den Umsetzern ausgestrahlt, sodass diser von den Endgeräten empfangen wird. Endgeräte können ein Funkgerät, ein Personenrufempfänger (Piepser/Pager) oder eine Sirenensteuerung sein. Die jeweiligen Geräte sind digital programmiert und lösen den entsprechenden Alarm aus. Jetzt wird, je nach Alarmscheife, die für die verschiedenen Alarmstufen festgelegt werden, der Alarm am Gerät ausgelöst. Das kann ein Alarm an einer Sirene, an einem Funkgerät oder an einem Personenrufempfänger sein.
In unserem Beispiel:
Der Disponent gibt die erhaltenen Informationen in das Leitstellensystem ein. Er wählt den Bereich Stausee bei der Örtlichkeit "Alte Goste" aus und legt die Alarmstufe mit Stufe 4 fest. Sogleich löst er den Alarm aus, welcher sofort weitergeleitet wird. Laut Alarmplan lösen bei Alarmstufe 4 nur die Personenrufempfänger unserer Wehr aus, welche auch sogleich das Alarmsignal abgeben. Am Display aller ausgelösten Pager erscheint die Einsatzmeldung, in diesem Fall zum Beispiel: "FSR LNZ FW FF Oberolang A4 PKW-Unfall Pustertaler Hauptstaße, Alte Goste!"
Gleichzeitig mit der Feuerwehr alarmiert der Disponent auf ähnliche Weise das Weiße Kreuz Bruneck, die diensthabenden Carabinieri oder die Straßenpolizei und den Straßendienst. Weiters wird automatisch eine Faxmitteilung an das Gerätehaus Oberolang geschickt, auf dem alle Informationen des Einsatzes, inklusive der Telefonnummer des Anrufers, detailliert verzeichnet sind.
4) Besetzung des Gerätehauses
Nach dem Ertönen des Alarmsignales, der Sirene oder des Personenrufempfängers, begeben sich alle Wehrmänner schnellst möglich in das Gerätehaus ihrer Feuerwehr. Sofort nach dem Eintreffen und innerhalb von drei Minuten nach der Alarmierung, muss die Statusmeldung an die Landesnotrufzentrale erfolgen. Dieser sogenannte "Status 1", welcher durch das Betätigen einer Taste an der Funk-Fixstation der betreffenden Feuerwehr vorgenommen wird, bestätigt, dass das Alarmierungssignal angekommen ist und dass das Gerätehaus der betreffenden Feuerwehr besetzt wurde. Statusmeldungen werden ebenfalls immer mit einem gesendeten Fünfton übermittelt.
In der Landesnotrufzentrale übergibt nun der betreffende Disponent den Einsatz an einen sogenannten Dispatcher. Dieser bearbeitet den Einsatz als sog. Einsatzleiter der Notrufzentrale und fungiert als Sachbearbeiter und Funker für den übernommenen Einsatz. Er organisiert notwendige weitere Rettungsmittel wie z.B. Notärzte, Rettungshubschrauber, RTWs, Krankenhäuser (ein Krankenhaus kann nur eine best. Anzahl an Schwerverletzten übernehmen: z.B. zwei, drei oder fünf), Spezialkliniken (für Verbrennungsopfer, Amputationsopfer,...) usw.
In unserem Beispiel:
Nachdem Ertönen der Personenrufempfänger unserer Wehr und dem Anhören der folgenden Durchsage, begeben sich alle alarmierten Wehrmänner schnellst möglich in das Gerätehaus Oberolang. Dort angekommen, wird sofort die "Status 1" Meldung von einem Wehrmann vorgenommen, gleichzeitig rüsten sich alle eingetroffenen Wehrmänner schnellstens mit ihrer Persönlichen Schutzausrüstung aus. Anschließend werden die erforderlichen Einsatzfahrzeuge mit ausreichender Mannstärke besetzt und sogleich fahren die Einsatzfahrzeuge nacheinander mit Blaulicht und Martinshorn auf direktem Weg zum Einsatzort.
5) Erkundung und Nachalarmierung
Am Einsatzort angekommen, wird vom Einsatzleiter und/oder von einem beauftragten Wehrmann sofort die Erkundung durchgeführt. Hierbei werden die vorhandene Lage festgestellt und erste Maßnahmen befehligt. So werden beispielsweise etwaige Gefahrenquellen festgestellt, die genaue Anzahl der Verletzten ermittelt bzw. überprüft, es wird überprüft ob Gefährliche Stoffe mit im Spiel sind, es wird festgelegt wo die Prioritäten liegen usw.
Weiters wird sofort abgeklärt, ob die bereits alarmierten Einsatzkräfte für das erfolgreiche Bewältigen des Einsatzes ausreichend sind. Schnellstmöglich wird eine Lagemeldung an das während eines Einsatzes immer besetzte Gerätehaus durchgegeben. Im Bedarfsfall werden jetzt weitere Einsatzkräfte über die Landesnotrufzentrale angefordert, bzw. gegebenenfalls wird die Alarmstufe dem tatsächlichem Geschehen angepasst. Dies passiert relativ häufig, denn die Angaben des Anrufers sind oft ungenau, bzw. liegt eine falsche Abschätzung der tatsächlichen Lage vor.
In unserem Beispiel:
Die Einsatzfahrzeuge treffen am Einsatzort ein, die Erkundung wird durchgeführt und es werden die Lage, die Anzahl der Verlezten usw. festgestellt. Sogleich werden entsprechende Maßnahmen befehligt und eine Lagemeldung an das Gerätehaus Oberolang durchgeführt. Augenscheinlich sind die bereits alarmierten Einsatzkräfte für die Bewältigung des Einsatzes ausreichend, es Bedarf keiner Nachalarmierung.
6) Einsatzabschluß
Im weiteren Verlauf wird der Einsatz abgearbeitet, das heißt, es werden alle Maßnahmen durchgeführt, um alle Gefahren für Mensch, Tier, Sachwerte und Umwelt (in dieser Reihenfolge) abzuwenden, und entstandene Schäden wieder so gut wie möglich zu beseitigen.
Nach Abschluß dieser Tätigkeiten, kehren alle Einsatzkräfte wieder in ihre Gerätehäuser bzw. in ihre Stütz- und Stationierungspunkte zurück. Jetzt muss wiederrum eine Statusmeldung erfolgen: der sog. "Status 3" für die Feuerwehren. Damit wird in der Landesnotrufzentrale die wiederhergestellte Einsatzbereitschaft der betreffenden Feuerwehr gemeldet. Ab diesem Zeitpunkt kann wieder eine "normale" Alarmierung (wie zuvor beschrieben) durchgeführt werden.
In unserem Beispiel:
Der Einsatz wird abgearbeitet und nach Abschluss aller Maßnahmen werden alle Geräte wieder in den Fahrzeugen verstaut. Danach erfolgt die Einrückung in das Gerätehaus; dort angekommen erfolgt sofort die Statusmeldung "Status 3" an die Landesnotrufzentrale durch das Betätigen einer Taste an der Fixstation im Gerätehaus.
Im Anschluß an den eigentlichen Einsatz, werden alle weiteren noch erforderlichen Tätigkeiten durchgeführt. Dazu gehören das Betanken aller Geräte und Fahrzeuge, das Reinigen der Persönlichen Schutzausrüstung, der Ausrüstung, Geräte und Fahrzeuge, eventuelle Einsatznachbesprechnungen, alle erforderlichen Verwaltungstätigkeiten wie das Verfassen von Einsatzberichten, Pressearbeit und vieles mehr.
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